Andrea Kyi-Drago


Titel der abgeschlossenen Dissertation

Das Unsagbare übersetzen.

Multiperspektivische Strategien zum Umgang mit Tabus.



 

Promotionsausschuss

Erstgutachterin:      PD Dr. Jacqueline Breugnot

Zweitgutacher:        Prof. Dr. Michael Demeter Ikonomu

Protokollführerin:   Prof. Dr. Francesca Vidal

Vorsitzender des Promotionsausschusses: Prof. Dr. Werner Sesselmeier, Dekan Universität Koblenz-Landau

 

Abstract

Ein falsches Wort kann das 'Aus' sein. An die Stelle eines auf Anerkennung beruhenden Miteinanders tritt irreversibel Sprach- und Fassungslosigkeit, Empörung, Scham bis hin zum Verlust von Identität. Das Tabu ist ein Phänomen, das sich begegnende Menschen in monokulturellem Kontext seit jeher in Dilemmasituationen bringt. Tabus bilden eine der Grundlagen, auf denen Menschen festlegen, wer zu ihnen gehört. Denn wer sie überschreitet, passt nicht dazu. Die Entwicklung von heute zunehmend von Plurikulturalität geprägten Gesellschaften hängt davon ab, wie Menschen mit Tabus umgehen.

Was tun, damit unsere Strukturen spannend und demokratisch bleiben?

Einfach gar nichts mehr sagen?

Wer legt fest, was es zu meiden gilt?

Was, wenn wir unsere Tabus nicht kennen?

Ziel des Buches ist es, den gesellschaftlichen Wandel bewusst und gestaltbar zu machen. Tabus schützen, manchmal die Opfer und manchmal die Täter. Sie werden eingerichtet, eingehalten, enttabuisiert oder gebrochen. Eine Entwicklung, an der der Tabu-Komplex nicht beteiligt wäre, gab und gibt es nicht. Dabei geht es um Angst vor sozialer Ausgrenzung und Identitätsverlust: Die einen verursachen sie, die anderen haben sie. Für ein friedliches Miteinander reicht es nicht aus, auf politisch korrekte Sprache zu achten oder heikle Themen öffentlich zu diskutieren.

Andrea Kyi-Drago geht über die Beschreibung des Tabus und seiner Funktionsweisen hinaus. Der stark wirkenden Eigenschaft des Tabus, heikle Themen beiseitezuschieben, wirkt sie entgegen, indem sie ihre theoretische, phänomenologische Vorstellung des Tabu-Komplexes mit Praxisbeispielen nach-vollziehbar macht und unter dem Aspekt multiperspektivischer Umgangsstrategien analysiert. Die Autorin stellt die Hypothese auf, dass ein Umgang mit Tabus über eine Personenfokussierung möglich ist, in der die eigene Perspektive und die der anderen auf Augenhöhe stehen. Als Ergebnis der Untersuchung ergeben sich Potenziale der Nutzbarmachung einer Synthese aus verschiedenen kommunikationstheoretischen Ansätzen, um tabubedingte Machtungleichgewichte zu erkennen und zu handhaben. Das Buch eignet sich als Handreichung für die Translationsdidaktik, Fremdsprachendidaktik und für interkulturelle Aus- und Weiterbildung.

 

Datum der Disputation

17.06.2021

 

Jahr der Veröffentlichung

2021

 

Derzeitige Tätigkeit

Dipl.-Übersetzerin in der Industrie und Wirtschaft

Koordinatorin des Deutsch-Französischen Doktorandenkollegs